Die Rückkehr des Hans Berndorf

Der Kriminalroman „Beifang“ von Ulrich Ritzel

Beifang

(Bildrechte: © magicpen / pixelio.de)

Nach dem eher mittelmäßigen Kriminalroman „Forellenquintett“ mit einer kruden Story um einen abgehackten Kopf in einem Kattowitzer Beichtstuhl und rachedürstigen Neonazis am Bodensee, erreicht Ulrich Ritzel 2009 mit seinem siebten Roman „Beifang“ wieder seine alte Form. Vielleicht liegt es es daran, dass sein (Ex-)Kommissar Berndorf wieder ermittelt.

Am Landgericht in Ulm wird der Mord an einer Fremdenführerin verhandelt. Angeklagt ist der Ehemann der Toten, ein Bundeswehroffizier. Der Anwalt des Angeklagten hat den mittlerweile als Privatdetektiv in Berlin niedergelassenen Berndorf engagiert um in Ulm zu ermitteln. Doch als Berndorf am Ulmer Hauptbahnhof eintrifft, findet er den Anwalt tot auf den Gleisen liegend, von einem Zug überrollt und möglicherweise aufs Gleis gestoßen. Berndorf hat nun zusammen mit der jungen Anwaltskollegin des toten Strafverteidigers zwei Todesfälle zu klären. Gleichzeitig ermittelt auch Kommissar Kuttler, der ehemalige Mitarbeiter von Berndorf bei der Ulmer Kripo.

Die Ermittlungen führen in verschiedene Richtungen. Berndorf und die Anwältin finden heraus, dass die ermordete Frau die Fremden nicht nur zu kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten geführt hat, sondern auch zu sexuellen Befriedigungen – gegen eine entsprechende Honorierung natürlich. Bei Letzterem war die junge Frau unter anderem für ein großes baden-württembergisches Energieunternehmen tätig – auch noch am Vortag ihres Todes. Gemeinsam mit Kuttler entdeckt Berndorf, dass der Richter des Mordprozesses nicht nur eine gemeinsame Vergangenheit mit dem toten Strafverteidiger hat, sondern auch noch zu einer anderen Person des Falles in Beziehung stand. Dass sich dann sogar noch das baden-württembergische Innenministerium in den Fall einmischt, macht die Geschichte noch komplizierter.

Und schließlich geht es noch um einen jüdischen Hochzeitsring, der der ermordeten Offiziersgattin gehörte und der verschwunden ist. Anhand dieses Ringes wird in dem Kriminalroman ein Stück deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts erzählt.

Mit „Beifang“ zeigt Ulrich Ritzel erneut, dass er ein großer Erzähler ist. Souverän behält er alle Handlungsfäden in der Hand und schreibt dabei in einer unprätentiösen, stilsicheren und angenehm temperierten Sprache. Dieser Roman ist zu Recht mit dem Deutschen Krimi-Preis 2010 ausgezeichnet worden.

Ulrich Ritzel: Beifang (btb, München 2009, 19,95 € + btb, München 2011, 9,99 €)


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