Der Film „Die Ermittlung“ von RP Kahl
(Bild: Roger Weil – Lizenz: CC BY-SA 4.0)
Im letzten Sommer wurde das Werk auf die Kinoleinwände projiziert: RP Kahls Verfilmung des Theaterstücks „Die Ermittlung“ von Peter Weiss, das wiederum eine auf den Gerichtsprotokollen basierende Bühnenfassung des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963-1965) ist. Jetzt gibt es diesen gigantischen Film in der arte-Mediathek zu sehen.
Wenn ich schreibe „gigantisch“, dann beziehe ich das nicht die Quantität des Casts (60 Schauspieler*innen) und auch nicht die Laufzeit des Film (4 Stunden), sondern auf die Intensität des Films. Dabei ist „Die Ermittlung“ eigentlich verfilmtes Theater, in einem kühlen Inszenierungsstil, mit nur einem Spielort (der nicht einem Gerichtssaal, sondern eher einer Theaterbühne nachempfunden ist, es gibt sogar Theaterzuschauer*innen), ohne Kamerafahrten, ohne Lichtwechsel und ohne Gefühlsausbrüche der Protagonist*innen und dennoch fesselt dieser Film über seine gesamte lange Laufzeit.
Die Diskrepanz zwischen der Sachlichkeit der Gerichtsverhandlung und der Monströsität der Verbrechens, das hier verhandelt wird, erzeugt diese ungeheure Spannung – oder besser: Anspannung – bei den Filmzuschauenden, die dranbleiben bei diesem Film und lernen, wie Faschismus abläuft. „Die Ermittlung“ zeigt reuelose Mörder mit gutem Gewissen, die sich als kleine unbedeutende Rädchen im Getriebe definieren und so hoffen davonzukommen. Eine Taktik, die für die meisten NS-Täter auch tatsächlich aufging.
Dieser Film ist so wichtig und so richtig. Schaut ihn bitte an, erzählt von ihm, macht ihn bekannt, zeigt ihn euren (jugendlichen) Kindern, tauscht euch über den Film aus, denkt über den Film nach und lernt aus dem Film!
Und vergesst den anderen Auschwitz-Film „Zone of Interest“, aus dem kann man nämlich wirklich gar nichts lernen – siehe hierzu meine Kritik „Auschwitzer Familienidylle“.
„Die Ermittlung“ (Deutschland 2024) ist seit 27.01.2025 in der arte-Mediathek zu sehen.
Trailer von „Die Ermittlung“. (Eingebettetes YouTube-Video)