Die Filme „Schock“ von Denis Moschitto / Daniel Rakete Siegel und „Verbrannte Erde“ von Thomas Arslan
(Symbolbild – erstellt mit Microsoft Designer Image Creator)
Immer diese deutschen Komödien – eine flacher als die andere. (Okay, es gibt hier Ausnahmen, zum Beispiel aktuell den Film „Zwei zu eins“.) Wie angenehm ist es da, dass die Filmschaffenden hierzulande zur Abwechslung auch mal ein anderes Genre bespielen: den Gangsterfilm. Gleich zwei Gangsterfilme aus Deutschland liefen und laufen in diesem Jahr in den Lichtspielhäusern.
Zunächst der Film „Schock“ von Denis Moschitto und Daniel Rakete Siegel. Hauptfigur ist der nicht approbierte Arzt Bruno Mancuso (souverän gespielt von Denis Moschitto), der seinen Lebensunterhalt mit der medizinischen Versorgung von verletzten oder erkrankten Gangstern bestreitet. Er gerät in Bedrängnis, als er für eine Krebstherapie bei einem Gangsterboss von seinem Lieferanten falsche, nicht wirksame Medikamente geliefert bekommt. Als dann noch eine andere Gangsterbande den von im betreuten Patienten töten will, geraten nicht nur Bruno Mancuso, sondern auch seine Schwester und sein Schwager zwischen die Fronten eines brutalen Bandenkriegs.Seine Selbstbescheidung, nur der Arzt zu sein, kann Bruno Mancuso nicht mehr länger aufrechterhalten.
„Schock“ spielt in Köln und zeigt ein anderes Köln, abseits von rheinischer Gemütlichkeit, eine düstere und raue Stadt. Die in Köln lebende Schauspielerin Anke Engelke überzeugt in einer Nebenrolle als Anwältin der Gangster.
„Schock“ (Deutschland 2023) läuft nicht mehr in den deutschen Kinos – stattdessen auf Netflix.
Trailer von „Schock“. (Eingebettetes YouTube-Video)
Mit „Verbrannte Erde“ liefert der Regisseur Thomas Arslan eine Fortsetzung seines Films „Im Schatten“ aus dem Jahr 2010. Sein Protagonist ist wiederum der Berufsverbrecher Trojan (gespielt von Mišel Matičević), der noch immer im kriminellen Einbruch- und Überfallbusiness tätig ist. Gleich zu Beginn des Films geht für Trojan eine Übergabe eines gestohlenen Kunstwerks an den Auftraggeber schief, weil der Auftraggeber falsch spielt und Trojan um seinen vereinbarten Diebeslohn prellen will. Trojan erhält kein Geld für das gestohlene Bild und muss es bei einem Hehler weit unter Wert verkaufen.
Der Auftakt des Films spielt in Essen und um ein Gemälde aus dem Essener Museum Folkwang, „Frau vor der untergehenden Sonne“ von von Caspar David Friedrich, geht es im Weiteren. Das Museum Folkwang hat keinen Filmdreh in seinem Hause genehmigt und somit zieht die Handlung nach Berlin um, wo das besagte Friedrich-Werk in einem Depot lagert (so die Fiktion des Films).
Trojan, der aus Berlin stammt, die Stadt aber vor einiger Zeit verlassen hat, kehrt zurück in die deutsche Hauptstadt und versucht seine etwas eingeschlafenen Kontakte ins dortige Kriminellenmilieu zu aktivieren. Dabei muss er bitter erfahren, dass einige seiner ehemaligen Kumpan*innen sich mittlerweile eine bürgerlich Existenz aufgebaut haben und nur schwer für Einbruchs- und Überfalltaten zu reaktivieren sind. Immerhin gelingt ihm das beim Restaurantbetreiber Luca (gespielt von Tim Seyfi). Seine ehemalige kriminelle Partnerin Rebecca (gespielt von Marie-Lou Sellem), mittlerweile als Unternehmensberaterin arbeitend, vermittelt ihm mit dem IT-Spezialisten Chris (gespielt von Bilge Bingül) und der Fahrerin Diana (gespielt von Marie Leuenberger) zwei weitere Leute. Vor allem aber vermittelt Rebecca Trojan einen neuen lukrativen Auftrag, nämlich die „Frau vor der untergehenden Sonne“ aus dem Depot zu entwenden.
Alles soweit gut für Trojan. Gäbe es da nicht wieder jemanden, der ihn zu hintergehen versucht und sogar nach seinem Leben trachtet.
„Verbrannte Erde“ erinnert in seiner Ästhetik stark an die kühlen Noir-Filme von Jean-Pierre Melville. Und was für diesen sein Darsteller Alain Delon war, das scheint für den Regisseur Thomas Arslan der Schauspieler Mišel Matičević zu sein. „Verbrannte Erde“ ist ohne Mišel Matičević gar nicht denkbar. Was Mišel Matičević hier abliefert, sein unterkühltes und dennoch eindringliches Schauspiel, ist herausragend. Mišel Matičević zeigt uns den traurigen Gangster Trojan, der sich in der modernen Gangsterwelt zurecht finden muss. Es ist eine Welt, in der jeder auf sich allein gestellt ist, in der so etwas wie Verlässlichkeit und Ehre, die es früher unter Gangstern gab, nicht mehr zu existieren scheint.
„Verbrannte Erde“ (Deutschland 2024) läuft seit 18.05.2024 in den deutschen Kinos.
Trailer von „Verbrannte Erde“. (Eingebettetes YouTube-Video)
Die beiden Gangsterfilme „Schock“ und „Verbrannte Erde“ sind zweimal exzellentes deutsches Genre-Kino, das Freude macht. Weiter so, Denis Moschitto, Daniel Rakete Siegel, Thomas Arslan und Mišel Matičević!