Rückwirkung der Zukunft auf die Gegenwart und umgekehrt

Der Film „Lola“ von Andrew Legge

Ihrer Zeit weit voraus: Die beiden visionären Schwestern Thomasina (Emma Appleton / links) und Martha Hanbury (Stefanie Martini / rechts) haben mit Lola (in der Mitte) einen Apparat erfunden, mit dem sie TV- und Radioschnipsel aus der Zukunft empfangen.

Ihrer Zeit weit voraus: Die beiden visionären Schwestern Thomasina (Emma Appleton / links) und Martha Hanbury (Stefanie Martini / rechts) haben mit Lola (in der Mitte) einen Apparat erfunden, mit dem sie TV- und Radioschnipsel aus der Zukunft empfangen. (© Neue Visionen Filmverleih)

Der Ausgangspunkt von „Lola“ ist ein Amateurfilm, der im Jahr 2021 gefunden wird. Der Film wurde 80 Jahre vorher, also 1941, gedreht. Und dann sehen wir Zuschauer den 1941er Film.

Dieser Film sieht so aus, wie ein Amateurfilm aus dem Jahr 1941 eben so aussieht; gedreht auf billigem schwarzweißen Filmmaterial mit einer verwackelten Kamera. Er erzählt die unglaubliche Geschichte der in England lebenden Schwestern Thomasina und Martha Hanbury. Die beiden Schwestern sind Techniktüftlerinnen und haben den Apparat „Lola“ erfunden, mit dem sie Radio- und Fernsehsendungen aus der Zukunft empfangen können.

England befindet sich 1941 im Bombenkrieg mit Deutschland und die Hanbury-Schwestern nutzen ihre Erfindung dazu, das Leben vieler Zivilisten zu schützen. Aus den Nachrichtensendungen des Folgetages erfahren die Schwestern vorab, welche Orte die deutsche Luftwaffe bombardieren wird und können so die Bevölkerung warnen. Sie werden so zu zunächst unbekannten Wohltäterinnen.

Bald aber kommt ihnen das britische Militär auf die Schliche und dieses spannt die die beiden Schwestern und deren Erfindung für seine miltärische Strategien ein. Zu wissen, wann und wo die nächsten deutschen Angriffe ablaufen, verschafft der britischen Luftabwehr immense Vorteile in ihrem Abwehrkampf gegen die deutschen Aggressoren. Die beiden Schwestern werden nun zu allseits bejubelten Heldinnen. Doch dann unterläuft den Erfinder-Schwestern eine Nachlässigkeit mit ungeahnten Folgen.

Das was dann passiert, wirft eine verzwickte, geradezu existentialistische Frage auf. Wenn ich durch einen Einblick in die Zukunft, meine Gegenwart verändere, dann habe ich jetzt auch eine neue, veränderte Zukunft. Wenn aber diese veränderte Zukunft meine neue Zukunft ist, was ist dann der Blick in meine alte Zukunft noch wert. Muss ich jetzt nicht vielmehr die neue Zukunft in den Fokus nehmen und versuchen, diese zu verändern. Der Mensch gefangen im Perpetuum Mobile von Ursache und Wirkung.

Das alles klingt nach einem schwermütigen Film. Das aber ist „Lola“ keineswegs. „Lola“ ist eine temporeiche, spannende und witzige Mockumentary – mit einer angenehmen Laufzeit von 79 Minuten. Der Film macht Spaß.

„Lola“ (Irland, Großbritannien 2022) läuft in Deutschland seit 28.12.2023 in ausgewählten Programmkinos.

Trailer von „Lola“. (Eingebettetes YouTube-Video)


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