Der Film „Taktik“ von Hans-Günther Bücking und Marion Mitterhammer
Harald Krassnitzer spielt den Gangster Aloysius Steindl im Film „Taktik“.
(© Rokonstreetfilmproduction)
Der in Österreich produzierte Spielfilm des Ehepaars Hans-Günther Bücking und Marion Mitterhammer ruht auf einem realen Kriminalfall, der sich im Jahr 1996 in einer Justizvollzugsanstalt in Graz ereignet hat. Drei Insassen der Justizvollzugsanstalt nehmen drei Mitarbeiterinnen aus der Gefängniskantine als Geiseln und fordern neben der Freilassung noch ein beträchtliches Lösegeld.
Angeführt wird das Verbrechertrio vom narzisstischen Berufsverbrecher Alois Steindl, der mit einer gewissen kriminellen Intelligenz ausgestattet ist und dem es aber zusehends schwer fällt, seine beiden tumb-brutalen Mittäter unter Kontrolle zu behalten. Er führt dazu Verhandlungen mit dem Polizisten Fredi Hollerer, der kein Verhandlungsexperte ist, aber an dem Abend zufällig Dienst hat.
Zwischen Steindl und Hollerer entwickelt sich zusehends ein psychologisches Vexierspiel, aus dem der Film seine Spannung zieht. Die Darsteller Harald Krassnitzer und Simon Hatzl spielen die beiden Protagonisten mit glaubhafter Präzision. Blaß bleiben eher die drei weiblichen Geiseln, sie setzen keine Akzente und verbleiben in der Rolle der hilflosen Opfer.
Stärkere Frauenrollen verkörpern Daniela Golpashin als Polizeidirektorin und Irene S. als Leiterin der Justizvolltugsanstalt, wenn auch nur in Nebenrollen. Bei einem Bechdel-Test (1) würde „Taktik“ wahrscheinlich durchfallen. Der Film könnte sich hier aber verteidigen, indem er darauf hinweist, dass er ja nur die Wirklichkeit abbilde, und in dem Fall von 1996 Frauen nun mal keine zentrale Rolle spielten.
Sei es, wie es ist. Der Film „Taktik“ überzeugt gerade durch seinen dokumentarischen Stil. Er erzählt in düsteren grauen Farben eine graue Geschichte. „Taktik“ ist kein künstlerisches Meisterwerk, aber ein spannendes B-Movie.
„Taktik“ (Österreich 2022) lief schon im Frühjahr 2022 in den österreichischen Kinos. Seine Deutschland-Premiere hatte der Film auf dem Snowdance Independent Film Festival Essen am 28. Januar 2023. Ob der Film in die deutschen Kinos kommt, steht noch nicht fest.
Trailer von „Taktik“. (Eingebettetes YouTube-Video)
(1) Den Bechdel-Test oder Bechdel-Wallace-Test machte 1985 die amerikanische Cartoon-Zeichnerin und Autorin Alison Bechdel in ihrem Comic „Dykes to Watch Out For“ bekannt. Er ist kein wissenschaftlicher Test, wird jedoch herangezogen, um Stereotypisierungen weiblicher Figuren in Spielfilmen wahrzunehmen und zu beurteilen. Vereinfachend wird der Bechdel-Test in der Presse auch als Sexismus-Test bezeichnet, da er verdeutlicht, wo Frauenrollen eine insgesamt untergeordnete Bedeutung beigemessen wird. (Quelle: Wikipedia, abgerufen am 01.02.2023) [zurück zum Text]