Blutleere Beamtenprosa

Der Krimnalroman „Mörder ohne Gesicht“ von Henning Mankell

Ein übergewichtiger trunksüchtiger Polizist in der Midlife-Crisis taumelt auf über 300 langen Seiten der Auflösung eines brutalen Doppelmordes entgegen. Das Wetter in der südschwedischen Provinz Schonen ist mies und die Gesellschaft an allem schuld.

Nichts gegen depressive Helden und nichts gegen Sozialkritik im Kriminalroman. Man muss es aber können. Der in Mosambik lebende und in schwedischer Sprache schreibende Henning Mankell kann es offensichtlich nicht. Seine Gesellschaftskritik ist nicht in die Handlung integriert und beschränkt sich auf innere Klagegesänge seines Protagonisten Kurt Wallander. Für die Probleme des Helden will kein Interesse aufkommen, zu anteilnahmslos und bürokratisch werden sie geschildert. Sehr schnell beginnt Kurt Wallander den Leser zu nerven. Und der an sich interessante Kriminalfall (ein altes Bauernehepaar wurde auf seinem Hof hingerichtet) tritt zusehends in den Hintergrund.

Mankell versteht es nicht, einen halbwegs fesselnden Plot zu entwickeln. Seine Dialoge sind mehr als hölzern. Und irgendjemand sollte ihm mal sagen, dass allein das exzessive Betätigen der Absatzschaltung auf der Computertastatur noch kein ausreichendes Spannungselement hergibt.

Menschen, die noch nie einen guten Kriminalroman gelesen haben, mögen weiterhin zu den in allen Buchhandlungen aufgestapelten Mankell-Machwerken greifen. Der Verfasser dieser Rezension wird allerdings die blutleere Beamtenprosa des Henning Mankell nicht mehr anfassen.


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