Niemand will’s gewesen sein

Das Blame Game der Berlinale bezüglich der antisemitischen Statements auf der Abschlussgala wird immer bizarrer.

Wir erinnern uns, mehrere Filmemacher haben von der Bühne des Berlinale Palasts israelbezogenen Antisemitismus geäußert. Am Abend selbst gab es daran keine Kritik, Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegener haben sogar den Statements noch kräftig applaudiert. Als dann nach und nach Kritik aufkam, auch an Roth und Wegener, erklärte Claudia Roth, sie habe nur für den israelischen Regisseur nicht aber für den palästinensischen geklatscht und von Kai Wegener wurde kolportiert, er spreche kein Englisch, habe also die Antisemitismen, denen er applaudiert hat, gar nicht verstehen können. Claudia Roth versprach eine umfassende Aufklärung der Vorfälle. Weiterlesen

Noch ein Film des Jahres

Der Film „Morgen ist auch noch ein Tag“ von Paola Cortellesi

Delia Santucci (Paola Cortellesi) und ihr Ehemann Ivano (Valerio Mastandrea) mit den Kindern (im Hintergrund) auf dem Gang zur Kirche.

Delia Santucci (Paola Cortellesi) und ihr Ehemann Ivano (Valerio Mastandrea) mit den Kindern (im Hintergrund) auf dem Gang zur Kirche. (© Tobis Film)

„Morgen ist auch noch ein Tag“ war 2023 in Italien der meistgesehene Film – noch vor „Barbie“ und „Oppenheimer“.
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Auschwitzer Familienidylle

Der Film „The Zone of Interest“ von Jonathan Glazer

Blaugraue Farbfläche

(Bild: Roger Weil – Lizenz: CC BY-SA 4.0)

Der Film erzählt das Leben einer Familie aus der Sicht der Ehefrau und Mutter Hedwig (gespielt von Sandra Hüller). Das Familienleben verläuft relativ unspektakulär. Hedwig kümmert sich um die Kinder, den Haushalt und den Garten – erhält dabei aber Unterstützung durch Hauspersonal. Auch Hedwigs Ehemann Rudolf (gespielt von Christian Friedel) nimmt sich trotz seines stressigen Jobs Zeit für die Kinder, er unternimmt Ausflüge mit der Familie und liest den Kindern abends am Bett Märchen vor. Weiterlesen

Filme, Filme, Filme

Ein Rückblick auf die Berlinale 2024

Blick aus dem Berlinale Palast auf den Roten Teppich

Der Zoo Palast – das immer noch schönste Berlinale-Kino.
(Photo: Roger Weil – Lizenz: CC BY-SA 4.0)

Die diesjährige Berlinale, die letzte Ausgabe unter der Leitung des glücklosen Führungsduos Carlo Chatrian und Mariëtte Rissenbeek, wird in Erinnerung bleiben als eine Berlinale der politischen Querelen um Budget- und Programmkürzungen, um die hinterlistige, unwürdige Entlassung von Carlo Chatrian und um Antisemitismen auf der Bühne der Abschlussgala. Dabei haben auch für diese Berlinale Carlo Chatrian und sein Team ein hervorragendes Filmprogramm kuratiert – mit vielen Filmen, die es wert sind in Erinnerung zu bleiben. Nur ein ein kleiner Teil der gezeigten Filme konnte von mir gesehen werden, um die soll es hier gehen.
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Berlinale im Sturmwind

Ein roter Bär mit blauer Krawatte steht in einer Strurmflut und bedient einen Filmprojektor

(Symbolbild – erstellt mit Microsoft Bing Image Creator)

Um die Berlinale steht es nicht gut. Zunächst im Juli 2023 wird ein drastischer Sparkurs für die Berlinale 2024 verkündet. Drei Sektionen der Berlinale (Perspektive Deutsches Kino, Berlinale Series und Hommage) werden gestrichen, die Zahl der gezeigten Filme wird von 287 auf 200 reduziert. Weiterlesen

Stagnation beim Snowdance

Rückblick auf das diesjährige Snowdance Independent Film Festival in Essen

Eingangstür zum Astra Theater

Eingangstür zum Astra Theater (Photo: Roger Weil – Lizenz: CC BY-SA 4.0)

Das Snowdance Festival, das heuer zum zweiten Mal in Essen stattfindet, ist wirklich ein sympathisches Filmfestival. Sein Macher und Impressario Tom Bohn ist ein eigenwilliger Charakter, der sich mit seinem Team dafür engagiert, den kleinen unter dem Radar der Filmförderung laufenden Kinowerken mit dem Snowdance eine Plattform zu bieten. Mit den in der Essener City nah beieinander gelegenen Kinos unterschiedlicher Größe (von der riesigen Lichtburg, über das mittlere Astra bis zu den kleinen Sabu und Luna) hat er dafür scheinbar optimale Spielstätten gefunden.
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Freudvoller Feminismus

Der Film „Poor Things“ von Yorgos Lanthimos

Emma Stone spielt die außergewöhnliche Bella Baxter.

Emma Stone spielt die außergewöhnliche Bella Baxter.
(© Walt Disney Company)

Gleich in den ersten Tage des neuen Jahres erscheint der Film des Jahres. Es kann in diesem Jahr keinen besseren mehr geben. Weiterlesen

Rückwirkung der Zukunft auf die Gegenwart und umgekehrt

Der Film „Lola“ von Andrew Legge

Ihrer Zeit weit voraus: Die beiden visionären Schwestern Thomasina (Emma Appleton / links) und Martha Hanbury (Stefanie Martini / rechts) haben mit Lola (in der Mitte) einen Apparat erfunden, mit dem sie TV- und Radioschnipsel aus der Zukunft empfangen.

Ihrer Zeit weit voraus: Die beiden visionären Schwestern Thomasina (Emma Appleton / links) und Martha Hanbury (Stefanie Martini / rechts) haben mit Lola (in der Mitte) einen Apparat erfunden, mit dem sie TV- und Radioschnipsel aus der Zukunft empfangen. (© Neue Visionen Filmverleih)

Der Ausgangspunkt von „Lola“ ist ein Amateurfilm, der im Jahr 2021 gefunden wird. Der Film wurde 80 Jahre vorher, also 1941, gedreht. Und dann sehen wir Zuschauer den 1941er Film. Weiterlesen

Das Drama um Milli Vanilli

Der Film „Girl You Know It’s True“ von Simon Verhoeven

Zwei afroamerikanisch gelesene Sänger mit Dreadlocks und einem Outfit aus den 1980er Jahren performen auf einer Bühne einen Song.

(Symbolbild – erstellt mit Microsoft Bing Image Creator)

Einen Film mit Matthias Schweighöfer in einer Hauptrolle, dem mag man sich zunächst eigentlich gar nicht anschauen, ich habe es aber dennoch getan. Das Wissen um den Regisseur Simon Verhoeven, der mit „Willkommen bei den Hartmanns“ vor ein paar Jahren einen brauchbaren Film zur sogenannten „Flüchtlingkrise“ gedreht hat, veranlasste mich dazu, bei der Filmauswahl Matthias Schweighöfer in Kauf zu nehmen. Weiterlesen

Mein Film des Jahres: „Past Lives“

Ein Film über Liebe von Celine Song

Nora (Greta Lee) trifft nach 24 Jahren ihren Freund aus der koreanischen Kindheit Hae-sung (Teo Yoo) in New York.

Nora (Greta Lee) trifft nach 24 Jahren ihren Freund aus der koreanischen Kindheit Hae-sung (Teo Yoo) in New York. (© Twenty Years Rights LLC / Jon Pack)

Der Film „Past Lives“ von Celine Song feierte seine internationale Premiere auf der letzten Berlinale und verzauberte das Publikum und die Kritiker gleichermaßen. Es bleibt bis heute unverständlich, dass dieser Film keinen einzigen Berlinale-Bären abbekam – für Regie und schauspielerische Leistung hätte er mindestens drei Bären verdient. Weiterlesen