Der Film „We Need to Talk About Kevin“ von Lynne Ramsay
Tilda Swinton spielt die Reisejournalistin und Mutter Eva Khatchadourian, die sich bemüht, es aber nicht schafft, ihren Sohn zu lieben.
Tilda Swinton als Kevins Mutter (© Fugu Filmverleih)
Der Zuschauer erfährt schon zu Beginn, dass ein Verbrechen passiert ist. Evas jugendlicher Sohn Kevin ist inhaftiert, auch Eva war angeklagt. Eva wird von ihrer Umgebung angefeindet: sie wird auf der Straße geohrfeigt, ihr Haus wird mit roter Farbe beschmiert.
In Rückblenden wird erzählt, wie es dazu gekommen ist. Wie Eva schon seit der Geburt des kleinen Kevin von diesem irgendwie dämonischen Kind terrorisiert wird. Der Vater (gespielt von John C. Reilly) nimmt die Psychopathie seines Sohnes nicht wahr und gibt sich der Illusion eines normalen Familienlebens hin. Als Kevin zum Teenager herangewachsen ist, wird es eher noch schlimmer. Auch die kleine Schwester hat unter Kevins Bösartigkeiten zu leiden. Alle Taten von Kevin scheinen aber letztlich auf seine Mutter zu zielen, sie will er offenbar quälen, das deuten seine boshaften Blicke an, die er ihr zuwirft.
“We Need to Talk About Kevin” ist eine Verfilmung des gleichnamigen Briefromans der US-Amerikanerin Lionel Shriver. Die britische Regisseurin Lynne Ramsay erzählt die Geschichte von Kevin und seiner Mutter in ruhigen Bildern, aber mit harten Schnitten zu unterschiedlichen Zeitebenen und zu Alptraumsequenzen der Mutter. Vom Zuschauer wird etwas Konzentration verlangt, um zu realisieren, auf welcher Erzählebene, sich der Film gerade befindet. Und auch das Ende verlangt dem Zuschauer einiges ab. “We Need to Talk About Kevin” ist kein leichter Film – allerdings ein Film, der auch jede Anstrengung wert ist.
Aber wir müssen noch über Tilda Swinton reden. Ihr feines Spiel ist es, was diesen Film ausmacht. Wie Tilda Swinton die Zerissenheit von Kevins Mutter zwischen Schmerz, Versagensangst und unterdrückter Wut darstellt – nicht durch Exaltiertheit, wie es so manche Filmdiva tun würde, sondern durch ein zurückgenommenes und dadurch viel intensiveres Schauspiel – das ist absolute Weltklasse. Es bleibt zu hoffen, dass Tilda Swinton dafür mit Filmpreisen überhäuft wird.
„We Need to Talk About Kevin“ (Großbritannien 2011)
läuft in Deutschland seit 16.08.12 in ausgewählten Programmkinos (OmU).
Trailer (Eingebettetes YouTube-Video)
Siehe auch:
Besprechung im Blog filmtogo
Besprechung im Blog kunst+film
Besprechung im Blog Abgeschminkt
Besprechung im Blog about films
Besprechung im Blog getidan
Besprechung im Blog cinetrend
Besprechung im Blog leselink.de
Besprechung im Blog filmtabs
Besprechung im Blog mehrfilm
Besprechung im Freiburger Stadtmagazin chilly
Besprechung in der WAZ
Ich habe die Besprechung von „We Need to Talk About Kevin“ auch in der Community von Der Freitag publiziert. Hier ist eine interessante Diskussion dazu entstanden. Siehe: http://www.freitag.de/autoren/baumfreund/wir-muessen-ueber-tilda-swinton-reden