Ist Jakob Augstein ein Antisemit?

Jakob Augstein, der Herausgeber der linken Wochenzeitung der Freitag und Spiegel-Online-Kolumnist, ist in den Fokus einer Antisemitismus-Debatte geraten. Dort hineingestellt hat ihn zunächst der Journalist Henryk M. Broder.

Jakob Augstein (2010)

Jakob Augstein (Photo: Thomas Rodenbücher (xtranews.de) – Lizenz: CC BY 2.0)

Broder setzte sich im September letzten Jahres in seinem Blog Die Achse des Guten mit einer Spiegel-Online-Kolumne von Augstein auseinander. Augstein hatte in dieser Kolumne über die Gewaltexzesse in verschiedenen arabischen Ländern gegen westliche Einrichtungen geschrieben, diese seien im Interesse der israelischen Regierung. Broder sah darin ein klassisches antisemitisches Argumentationsmuster am Werk und urteilte über Augstein:  „Er ist ein lupenreiner Antisemit, eine antisemitische Dreckschleuder, der kleine Streicher von nebenan.“ (siehe: Ein lupenreiner Antisemit, eine antisemitische Dreckschleuder [Die Achse des Guten, 17.09.2012])

In den folgenden Wochen schob Broder in der Tageszeitung Die Welt noch weitere Artikel zur selben Thematik nach. Broder präzisierte hier seine Kritik an Augstein, warf ihm vor, er (Augstein) beteilige sich in seinen Spiegel-Online-Kolumnen an der Delegitimierung und Dämonisierung Israels, dabei werde er von einer Obsession geleitet, die die Juden als an allem Schuldige ansehe. (siehe: Der Salon-Antisemit [Die Welt, 28.11.12] und Brief an meinen Lieblings-Antisemiten Augstein [Die Welt, 06.12.12])


Top-Ten-Liste des Simon Wiesenthal Centers

Die recht scharfe Kritik von Henryk M. Broder wurde von Jakob Augstein selbst zunächst wegignoriert und fand auch keinen messbaren Niederschlag in der sonstigen Publizistik hierzulande. Das alles ändert sich, als die internationale jüdische Menschenrechtsorganisation Simon Wiesenthal Center am 27. Dezember ihre 2012 Top Ten Anti-Semitic/Anti-Israel Slur veröffentlicht. Auf Platz neun dieses jährlichen Rankings findet sich Jakob Augstein mit folgenden fünf Zitaten aus seinen Spiegel-Online-Kolumnen:

Zitat 1
„Mit der ganzen Rückendeckung aus den USA, wo ein Präsident sich vor den Wahlen immer noch die Unterstützung der jüdischen Lobbygruppen sichern muss, und aus Deutschland, wo Geschichts-bewältigung inzwischen eine militärische Komponente hat, führt die Regierung Netanjahu die ganze Welt am Gängelband eines anschwellenden Kriegsgesangs.“ (zitiert aus: Spiegel Online)

Zitat 2
„‚Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden.‘ Dieser Satz hat einen Aufschrei ausgelöst. Weil er richtig ist. Und weil ein Deutscher ihn sagt, ein Schriftsteller, ein Nobelpreisträger, weil Günter Grass ihn sagt. Darin liegt ein Einschnitt. Dafür muss man Grass danken. Er hat es auf sich genommen, diesen Satz für uns alle auszusprechen.“ (zitiert aus: Spiegel Online)

Zitat 3
„Israel wird von den islamischen Fundamentalisten in seiner Nachbarschaft bedroht. Aber die Juden haben ihre eigenen Fundamentalisten. Sie heißen nur anders: Ultraorthodoxe oder Haredim. Das ist keine kleine, zu vernachlässigende Splittergruppe. Zehn Prozent der sieben Millionen Israelis zählen dazu. Benjamin Netanjahu hat in seinem Kabinett Mitglieder gleich dreier fundamentalistischer Parteien sitzen. Die gleichen Werte? Diese Leute sind aus dem gleichen Holz geschnitzt wie ihre islamistischen Gegner. Sie folgen dem Gesetz der Rache.“ (zitiert aus: Spiegel Online)

Zitat 4
„Das Feuer brennt in Libyen, im Sudan, im Jemen, in Ländern, die zu den ärmsten der Welt gehören. Aber die Brandstifter sitzen anderswo. Die zornigen jungen Männer, die amerikanische – und neuerdings auch deutsche – Flaggen verbrennen, sind ebenso Opfer wie die Toten von Bengasi und Sanaa. Wem nützt solche Gewalt? Immer nur den Wahnsinnigen und den Skrupellosen. Und dieses Mal auch – wie nebenbei – den US-Republikanern und der israelischen Regierung.“ (zitiert aus: Spiegel Online)

Zitat 5
„Gaza ist ein Ort aus der Endzeit des Menschlichen. 1,7 Millionen Menschen hausen da, zusammen-gepfercht auf 360 Quadratkilometern. Gaza ist ein Gefängnis. Ein Lager. Israel brütet sich dort seine eigenen Gegner aus.“ (zitiert aus: Spiegel Online)

In seiner Platzierung von Augstein auf der Top-Ten-Liste der antisemitischen/antiisraelischen Verleumdungen bezieht sich das Simon Wiesenthal Center ausdrücklich auf den „anerkannten Experten für deutschen Antisemitismus“ Henryk M. Broder.

Die weiteren vom Simon Wiesenthal Center gelisteten Statements stammen von den ägyptischen Muslim-Brüdern, von der iranischen Regierung, von einem brasilianischem Cartoonisten, von West-Ham-United-Fans, von der ukrainischen Svoboda-Partei, von der griechischen Partei Chrysi Avgi, von der ungarischen Jobbik-Partei, von einem norwegischen Arzt und vom US-amerikanischen Black-Muslim-Anführer Louis Farrakhan.


Augstein-Verteidigung in deutschen Medien

Doch zurück nach Deutschland. Hier beginnt jetzt eine große Jakob-Augstein-Verteidigung in fast allen relevanten Medien (Ausnahmen bilden hier das Broder-Hausblatt Die Welt und teilweise die taz). Nils Minkmar schreibt in der F.A.Z. – stellvertretend für viele Augstein-Verteidiger: „Die Nominierung von Jakob Augstein auf Platz neun der Liste der zehn schlimmsten Antisemiten ist ein schwerer intellektueller und strategischer Fehler des Simon Wiesenthal Centers (SWC). […] Jakob Augstein hat in dieser Reihe nichts verloren: In seinen Texten geht es nicht um die Juden und nicht um den Juden. Er propagiert keine Gewalt, zieht keine Traditionslinien und operiert nicht mit Vorurteilen. Was er kritisiert, ist nicht das Symptom eines in der Existenz der Juden oder Israels wurzelnden Übels, sondern das Resultat politischer Entscheidungen der aktuellen israelischen Regierung. Ein Vergleich seiner Zitate auf der Homepage des SWC mit denen der anderen aufgeführten Personen macht diesen entscheidenden Unterschied sofort deutlich.“

Unisono behaupten Nils Minkmar und die anderen Augstein-Verteidiger, das Simon Wiesenthal Center habe Augstein auf eine Liste der schlimmsten Antisemiten gesetzt, und können durch diese Prämisse den Freitag-Herausgeber in Schutz nehmen, denn im Vergleich zu geifernden Judenhassern wie Ahmadinedschad und Mursi nimmt sich der nette Herr Augstein doch vergleichsweise harmlos aus. Doch die Behauptung einer Top-Liste der schlimmsten Antisemiten ist einfach falsch: die Liste des Simon Wiesenthal Center ist keine Personenliste, sondern eine Zitatenliste. Überdies ist die Liste auch kein Ergebnis einer wissenschaftlichen Analyse, sondern natürlich ein politisches Projekt, mit dem auf aktuellen Antisemitismus in seiner ganzen Breite aufmerksam gemacht werden soll, deshalb stehen auf dieser Liste nicht nur Zitate von Neonazis und fanatischen Islamisten, sondern auch Aussagen aus dem Lager des „ehrbaren Antisemitismus“ der deutschen Linken. (siehe hierzu Jean Amery: Der ehrbare Antisemitismus [Die Zeit, 25.07.1969])

Die Frage, ob Jakob Augstein zu Recht oder zu Unrecht auf dieser Liste steht, muss daher anhand der angeführten Zitate beantwortet werden. Es kann in der Diskussion um Augstein daher nicht darum gehen, ob dieser durch und durch ein Antisemit ist oder gar nach Broder „ein kleiner Streicher von nebenan“, sondern es kann lediglich darum gehen, ob Augstein sich in seiner Argumentation gegen die aktuelle israelische Regierungspolitik antisemitischer Stereotypen bedient. Dazu sollten wir uns die besagten Zitate einmal einzeln anschauen.


Merkmale einer antisemitischen Israel-Kritik

Bevor wir das allerdings tun, sind einige Überlegungen zur antisemitischen Israel-Kritik erforderlich. Natürlich ist nicht jede Kritik an der israelischen Regierungspolitik antisemitisch, es gibt aber einige Merkmale, anhand deren sich erkennen lässt, ob sich die Israel-Kritik aus antisemitischen Motiven speist. Der bekannteste Ansatz stammt hier vom israelischen Likud-Politiker Natan Sharansky mit seinem 3-D-Test. Sharansky testet die Israel-Kritik auf das Vorhandensein der Ingredienzen Dämonisierung, Doppelstandards und Delegitimierung. (siehe Natan Sharansky: Antisemitismus in 3-D)

Das in Berlin ansässige European Forum on Antisemitism (EFA) (das ist eine Unterorganisation des American Jewish Committee) greift Sharanskys 3-D-Test auf und erweitert ihn noch um zwei Kriterien. (siehe Arbeitsdefinition „Antisemitismus“ des EFA) Laut EFA lässt sich antisemitische Israel-Kritik anhand dieser Merkmale identifizieren:

  • Das Abstreiten des Rechts des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung, z.B. durch die Behauptung, die Existenz des Staates Israel sei ein rassistisches Unterfangen.
  • Die Anwendung doppelter Standards, indem man von Israel ein Verhalten fordert, das von keinem anderen demokratischen Staat erwartet und verlangt wird.
  • Das Verwenden von Symbolen und Bildern, die mit traditionellem Antisemitismus in Verbindung stehen (z.B. der Vorwurf des Christusmordes oder die Ritualmordlegende), um Israel oder die Israelis zu beschreiben.
  • Vergleiche der aktuellen israelischen Politik mit der Politik der Nationalsozialisten.
  • Das Bestreben, alle Juden kollektiv für Handlungen des Staates Israel verantwortlich zu machen.

Die Kriterienauflistung des EFA soll hier nun noch um ein sechstes, sehr stark in den Nachfolgestaaten des Dritten Reiches Deutschland und Österreich auftretendes, antisemitisches Merkmal erweitert werden. Es ist die Behauptung, im öffentlichen Diskurs liege ein Tabu über der Kritik an der israelischen Politik, es sei bei Strafe der öffentlichen Ächtung nicht erlaubt, Israel zu kritisieren. Die Anhänger dieser Tabuthese vermuten als Urheber für dieses vermeintliche Tabu zumeist den Einfluß einer starken jüdisch-israelischen Lobby und bewegen sich damit tief im Dunstkreis uralter Phantasmagorien von jüdischen Weltverschwörungen. Und natürlich sehen die Anhänger der Tabuthese sich selbst als Tabubrecher an. Exemplarisch für diese antisemitische Merkmal soll Günter Grass aus seinem „Gedicht“ „Was gesagt werden muss“ zitiert werden:

„Doch warum untersage ich mir, jenes andere Land beim Namen zu nennen, in dem seit Jahren – wenn auch geheimgehalten – ein wachsend nukleares Potential verfügbar, aber außer Kontrolle, weil keiner Prüfung zugänglich ist? Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes, dem sich mein Schweigen untergeordnet hat, empfinde ich als belastende Lüge und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt, sobald er mißachtet wird; das Verdikt ‚Antisemitismus‘ ist geläufig.“ (zitiert aus: Süddeutsche Zeitung, 10.04.12)


Antisemitismus-Check

Mit den oben genannten Kriterien verfügen wir nun über ein Intrumentarium für einen Antisemitismus-Check, den wir im Folgenden an den vom Simon Wiesenthal Center aufgeführten Augstein-Zitaten durchführen wollen.

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Zitat 1
„Mit der ganzen Rückendeckung aus den USA, wo ein Präsident sich vor den Wahlen immer noch die Unterstützung der jüdischen Lobbygruppen sichern muss, und aus Deutschland, wo Geschichts-bewältigung inzwischen eine militärische Komponente hat, führt die Regierung Netanjahu die ganze Welt am Gängelband eines anschwellenden Kriegsgesangs.“

Die Fakten: Das iranische Regime leugnet nicht nur den Holocaust, sondern äußert aktuell Vernichtungsphantasien gegenüber Israel, finanziert die auf Israel raketenschießende Hisbollah und arbeitet an der Entwicklung von Atomwaffen. Die israelische Regierung prangert dieses an und droht dagegen, sich militärisch zu wehren, notfalls mit einem Präventivschlag. Bei Augstein wird aus diesem Szenario ein „Gängelband eines anschwellenden Kriegsgesangs“, an dem die Regierung Netanjahu die ganze Welt führt, während „jüdische Lobbygruppen“ die US-Regierung steuern. Das ist wirklich klassischer Antisemitismus, die Vorstellung vom allmächtigen Weltjudentum, das alles unter Kontrolle hat, scheint hier kräftig durch.

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Zitat 2
„‚Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden.‘ Dieser Satz hat einen Aufschrei ausgelöst. Weil er richtig ist. Und weil ein Deutscher ihn sagt, ein Schriftsteller, ein Nobelpreisträger, weil Günter Grass ihn sagt. Darin liegt ein Einschnitt. Dafür muss man Grass danken. Er hat es auf sich genommen, diesen Satz für uns alle auszusprechen.“

Nach Augstein hat es also Günter Grass „auf sich genommen“, den Satz, dass Israel den Weltfrieden gefährdet, „für uns alle auszusprechen“. Grass spricht die Kritik an Israel „für uns alle“ aus, denn wir selber können es nicht, es ist uns nicht gestattet, weil ja ein Tabu über der Israel-Kritik liegt. Aber noch mehr: Grass spricht die Kritik an Israel nicht einfach aus, er nimmt es auf sich, d.h. stellvertretend für alle steckt er tapfer die Schläge ein. Soweit die Günter Grass glorifizierende Variante der antisemitischen Tabuthese von Jakob Augstein.

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Zitat 3
„Israel wird von den islamischen Fundamentalisten in seiner Nachbarschaft bedroht. Aber die Juden haben ihre eigenen Fundamentalisten. Sie heißen nur anders: Ultraorthodoxe oder Haredim. Das ist keine kleine, zu vernachlässigende Splittergruppe. Zehn Prozent der sieben Millionen Israelis zählen dazu. Benjamin Netanjahu hat in seinem Kabinett Mitglieder gleich dreier fundamentalistischer Parteien sitzen. Die gleichen Werte? Diese Leute sind aus dem gleichen Holz geschnitzt wie ihre islamistischen Gegner. Sie folgen dem Gesetz der Rache.“

Bei dieser Gleichsetzung der ultraorthodoxen Juden mit islamistischen Terroristen muss man Jakob Augstein fragen: Wieviel Raketen auf Wohngebiete haben denn die ultraorthodoxen Juden abgeschossen? Wieviel Linienbusse haben denn die ultraorthodoxen Juden in die Luft gesprengt? Würden die ultraorthodoxen Juden, dem alttestamentarischen „Gesetz der Rache“ folgen, so wie es Augstein ihnen unterstellt, auch dieses antisemitische Klischee nicht auslassend, dann müssten es sehr viele sein. Tatsache ist, es hat vereinzelt israelische Raketen auf palästinensische Wohngebiete gegeben, weil dort inmitten von bewohnten Straßen Raketen auf israelische Wohngebiete abgeschossen wurden. Die israelischen Raketen waren hier reine Verteidigungsmaßnahmen. Verantwortlich für die zivilen Toten waren vielmehr diejenigen, die im Erstschlag aus einem Wohngebiet heraus Raketen auf andere Wohngebiete abgeschossen haben und das waren nicht die ultraorthodoxen Juden. Und dass die ultraorthodoxen Juden palästinensische Zivilfahrzeuge in die Luft sprengen, das ist bis heute nicht passiert. Augstein setzt hier die Opfer mit den Tätern gleich, was einfach infam ist.

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Zitat 4
„Das Feuer brennt in Libyen, im Sudan, im Jemen, in Ländern, die zu den ärmsten der Welt gehören. Aber die Brandstifter sitzen anderswo. Die zornigen jungen Männer, die amerikanische – und neuerdings auch deutsche – Flaggen verbrennen, sind ebenso Opfer wie die Toten von Bengasi und Sanaa. Wem nützt solche Gewalt? Immer nur den Wahnsinnigen und den Skrupellosen. Und dieses Mal auch – wie nebenbei – den US-Republikanern und der israelischen Regierung.“

Augstein beschreibt die Männer, die in Libyen, im Sudan und in Jemen US-amerikanische und europäische Botschaften angegriffen haben und in Libyen sogar den US-Botschafter ermordet haben, als „Opfer“. Nach dem verschwörungstheoretischen Cui-Bono-Prinzip ermittelt er die wahren Täter: die US-Republikaner und (Überraschung!) die israelische Regierung. Haben wir es nicht schon immer gewusst? Hinter allem Bösen steckt letztlich der Jude.

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Zitat 5
„Gaza ist ein Ort aus der Endzeit des Menschlichen. 1,7 Millionen Menschen hausen da, zusammen-gepfercht auf 360 Quadratkilometern. Gaza ist ein Gefängnis. Ein Lager. Israel brütet sich dort seine eigenen Gegner aus.“

Die Fakten: Die Bevölkerungdichte in Gaza ist kleiner als die in London. Gaza wird nicht von Israel regiert, sondern von der palästinensischen Hamas. Diese Fakten ignoriert Augstein und faselt stattdessen etwas von „Lager“ und von „Endzeit des Menschlichen“ – Begriffe die eindeutig Assoziationen zum Holocaust erzeugen. Die niederträchtigste Form des Antisemitismus ist zweifellos die Gleichsetzung der (israelischen) Juden mit den Nazis, denn hierdurch werden die Nachfahren der Holocaust-Opfer besonders beleidigt und gedemütigt. Jakob Augstein nähert sich mit seinen Begriffen „Lager“ und „Endzeit des Menschlichen“ sogar diesem widerwärtig stinkenden Dunstkreis. Es kann einen hier nur schaudern.

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Fazit

Jakob Augstein gehört ganz bestimmt nicht zu den gefährlichsten Antisemiten in der ganzen Welt, was ja auch nie jemand behauptet hat. Aber er benutzt in seiner Kritik an der Politik der israelischen Netanjahu-Regierung durchgehend antisemitische Vorurteilsmuster und muss sich daher die Kritik des Simon Wiesenthal Centers und anderer gefallen lassen.

In seinen sonstigen publizistischen Aktivitäten schreibt Jakob Augstein gegen die kapitalistischen Zumutungen unserer Zeit an und hat einen Großteil seines Vermögens in das beachtenswerte Zeitungsprojekt der Freitag investiert. Das gerade macht es besonders bedauerlich, dass Augstein sich durch solche antisemitischen Dummheiten selbst diskreditiert.

Es scheint sich auch an diesem Fall wieder zu bestätigen, dass der Antisemitismus in der deutschen Geistesgeschichte so tief verankert ist, dass sogar manche gut meinende Linke, die gegen die sonstigen ausgrenzenden Ismen (Rassismus, Sexismus, Klassismus) sehr engagiert kämpfen, dann doch gegen den Antisemitismus überhaupt nicht immun sind.

Siehe auch:
Wer Juden haßt, bestimme ich (Titanic)
Antisemiten, das sind die anderen (Blog Publikative.org)
Mit fettarschiger Selbstzufriedenheit (taz)
Warum es richtig ist, Augstein Antisemitismus vorzuwerfen
Augstein, Jakob (Klaus Bittermann Blog)
Augsteins Verteidiger sind auf linkem Auge blind (Die Welt)


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