Großes Theater

Simon Stones „Die Orestie“ am Theater Oberhausen

Theater Oberhausen

(Bild: Roger Weil – Lizenz: CC BY-SA 3.0)

Das Theater Oberhausen hat es gekriegt: „das Talent, um das sich alle Intendanten reißen“ (Die Welt, 12.02.2014). Die Rede ist vom 29-jährigen australischen Regisseur Simon Stone, der auf der Oberhausener Bühne eine fulminante „Orestie“ inszeniert hat.

Simon Stone hat vom altgriechischen Tragödienklassiker „Die Orestie“ nur den Plot übernommen und diesen ins 21. Jahrhundert übertragen; und diesen Plot hat er auch noch umgebaut, in dem er die Geschichte von hinten nach vorne erzählt. Den Text seiner „Orestie“ hat Simon Stone komplett neu geschrieben. Von allem mythologischen Ballast befreit erzählt Simon Stone in Oberhausen eine moderne Familiengeschichte mit Sex, Eifersucht, Betrug, Rache und Mord. Das ganze auf einer zentralen quadratischen Spielfläche, die mehr einem Boxring als einer Theaterbühne gleicht, in zahl-
reichen, kurzen Spielszenen mit einem Oberhausener Ensemble in Hochform.

Torsten Bauer, den man ansonsten meist in komischen Rollen sieht, zeigt, dass er auch Schmerz und Leid darstellen kann – sein Agamemnon ist herausragend. Daneben brilliert die junge Lise Wolle in einer Doppelrolle als Agamemnons Zwillingstöchter Elektra und Iphigenie. Anja Schweitzer, die wahrscheinlich vielseitigste und beste Schauspielerin am Theater Oberhausen, spielt Agamemnons Ehefrau Klytämnestra sehr facettenreich von sensibel-leidend über böse-intrigant bis hin zu depressiv-verwirrt. Jürgen Sarkiss gibt Klytämnestras Liebhaber Aigisthos als geld- und sexgierigen Schmierlapp. Und Henry Meyer glänzt als Agamemnons auch nicht wirklich glücklicher Bruder Menelaos – nicht zuletzt auch durch einen spektakulären Stunt.

Das Theater Oberhausen und sein Intendant Peter Carp erweisen sich einmal mehr als der SC Freiburg der Theaterszene, der in jeder Saison neue Talente entdeckt und groß herausbringt. Simon Stone ist der Regisseur, von dem man in Zukunft noch viel hören und sehen wird, dann leider nicht mehr in Oberhausen, sondern an den großen europäischen Bühnen. Bis dahin genießen wir aber noch viele Male seine „Orestie“ in Oberhausen. Was für ein herrliches Stück! Und was für hinreißende Schauspieler! So muss Theater sein.

„Die Orestie“ wird in dieser Spielzeit noch aufgeführt am 19.06., 20.06., 21.06. und 02.07. am Theater Oberhausen, Will-Quadflieg-Platz 1, 46045 Oberhausen. So erfolgreich wie dieses Stück ist, darf mit weiteren Aufführungen in der nächsten Spielzeit gerechnet werden.

Trailer (Eingebettetes YouTube-Video)


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